Redaktion / 27.04.2024 / 13:00 / 7 / Seite ausdrucken

Leserkommentar der Woche: Politik aus dem Mittelalter

Besonders erfreulich sind Leserkommentare, die eigentlich selbst eigene kleine Texte sind. Und damit sie nicht alle in der Menge untergehen, veröffentlichen wir an dieser Stelle regelmäßig den „Leserkommentar der Woche“.

Leserkommentare dienen nicht nur dem Gedankenaustausch, sondern ergänzen mitunter die dazugehörigen Texte um neue Aspekte und geben ein Bild der Stimmungslage. Leserkommentare sind dabei nicht repräsentativ für die Leserschaft, viele Achgut-Leser stehen beispielsweise im Berufsleben und haben gar keine Zeit oder haben Scheu, sich öffentlich zu äußern. Umso mehr freuen uns sachliche und im Ton konziliante Zuschriften, die entsprechend unserer Netiquette ruhig kritisch sein können, aber nicht verletzend sind. Die Redaktion freut sich dabei ganz besonders über Kommentare, die eigentlich selbst eigene, kleine Texte sind.

Und damit diese entsprechend gewürdigt werden, veröffentlichen wir an dieser Stelle regelmäßig „Leserkommentare der Woche“. Diesmal ist es ein Kommentar zu Martina Binnnigs Beitrag „Die EU-Konvolute des Grauens – und die Ahnungslosigkeit der Bürger“, in dem er die Infantilisierung der Gesellschaft anprangert. Thomas Schöffel schreibt:

Mein Vater war bis zu seiner Pensionierung Beamter bei der Landesregierung in Schleswig-Holstein und so manche im Parlament vorgetragene Rede war von ihm. Er war mit Delegationen sogar bis nach China und saß im Landeskreditausschuss usw. Wenn ein Straßenschild maximal 100 km/h anordnete, fuhr er 99. Ein Hundertprozentiger? „Man muss sich nicht an jedes Gesetz halten“, sagte er und erklärte auch warum: Eine Bürokratie beschäftigt sich zu einem gewissen Teil mit sich selbst und sie entwickelt auch immer eine ungesunde Eigendynamik. Der Wust an Gesetzen ist mittlerweile völlig unübersehbar geworden. Allein für das Baugewerbe sollen nur aus der EU in den letzten Jahren über 30.000 (!) Vorschriften neu hinzugekommen sein. Wer soll das alles wissen können? Alleine das zu lesen! Die Bibelvorschrift „Du sollst nicht töten“ hätten EU-Bürokraten sicherlich von vier Worten auf hundert Seiten unlesbaren Text ausgewalzt. In meiner Berufssparte beispielsweise schreibt der Gesetzgeber vor, in welcher Reihenfolge die Beteiligten ihre Rechnungen zu bezahlen haben. Noch was: Als Makler unterliegen Sie einem Kenntnisverwertungsverbot. Was das ist? Sie wissen zwar von einer passenden Immobilie für einen ihrer Kunden, dürfen ihm diese aber nicht benennen. Völlig absurd. Wem soll das helfen? Das vom Gesetzgeber vorgetragene Schutzbedürfnis des Suchkunden verkehrt sich in sein Gegenteil. Realität ist dem Berufspolitiker egal, wenn er ein politisches Ziel erreichen kann. In der Corona-Zeit frug ich einen Politiker, warum er immer die härtesten Regelungen träfe. Seine Antwort: „Ist doch ganz einfach, Herr Schöffel. Wenn in meinem Wahlkreis nur ein einziger stirbt, behauptet die Presse, es hätte genau daran gelegen und die Leute glauben nun mal jeden Scheiß.“ Im Grunde ist es wie im Mittelalter: Den Leuten ist es verboten, Holz im Wald zu sammeln und alle nicken auch brav und artig, aber alle machen es trotzdem. Das mit der EU war ein riesiger Fehler.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

netiquette:

Sam Lowry / 27.04.2024

Einziger Sinn und Zweck der EU ist es, irgendwie Geld zu generieren. Mittlerweile sind sie schon bei den kleinen Ebay-Verkäufern angekommen, die bei mehr als 20 Verkäufen und einem gewissen Umsatz ans Finanzamt gemeldet werden müssen. Schon an einer simplen Homepage kann eine kleine Firma durch abmahnfähige oder gar bußgeldbewährte Flüchtigkeitsfehler zugrundegehen. So schnell sich irgendwelche Richtlinien ändern, kann kein “Einzelkämpfer” mehr alles richtig machen und sich ständig über neue Gesetzeslagen und Vorgabenverordnungen informieren. Wahnsinn? Warum nicht…

Karsten Dörre / 27.04.2024

Es wird nicht die überbordende Bürokratie erklärt, sondern das Haftungsrisiko, die umfangreichen Absicherungen. Immer wieder fordern Bürger Eigenverantwortung von Politikern oder Handwerkern und diese sollten zurücktreten oder haften, wenn etwas passiert (z.B. Flut im Ahrtal, Solarplatte fällt bei Tornado vom Dach). Was die Bürger nicht verstehen ist, dass die Verantwortungsübernahme ein Schuldeingeständnis ist. Schuldeingeständnis ist teuer und zieht Klagen nach sich. Das westliche System ist wegen des extremistischen Sicherheitsbedürfnis der Bürger am Ende seiner Laufzeit. Bürger sind einfach dumm (geblieben). In Amerika bekam man per Klage viele Millionen Dollar, weil Tabakkonsument nicht wusste, dass Tabakkonsum lungenkrank mache und die Tabakindustrie für die Blödheit des Souverän blechen musste.

Thomin Weller / 27.04.2024

Die EU ist die größte Bedrohung der Welt seit dem 2WK. Sie ist mal wieder eine Privatveranstaltung der Kirche und Hochfinanz und arbeitet massiv gegen jeden einzelnen EU-Bürger. Über “EU Fusion Cell” kommt man auf eine Pressemeldung “19 July 2017 Brussels. Security and defence: Significant progress to enhance Europe’s resilience against hybrid threats – more work ahead” in der unverholen alle EU-Bürger als potentielle Feinde der EU betrachtet werden. Selbst Europol sucht “Gedankenverbrecher” im Internet. Und wie digital dämlich die Politiker sind, es wird in Vorstandsebene eindringlich vor einer “Schatten-KI” die Mitarbeiter in Firmen nutzen, gewarnt. - Das Hochladen von Kundendaten verletzt die Datenschutz-Grundverordnung. - Die Erstellung neuer Texte anhand vorhandener Dokumente verrät unbeabsichtigt Betriebsgeheimnisse. - Die KI-Nutzung als Grundlage für Bewertungen oder Entscheidungen führt zu ethisch bedenklichen Ergebnissen, ohne dass es zunächst auffällt. Siehe “Dr. Harald Schönfeld, Geschäftsführer Butterflymanager und United Interim” Wann ist dieser nicht endende Albtraum der sich politischer Terrorismus nennt, vorbei? DEXIT

L. Luhmann / 27.04.2024

“Das mit der EU war ein riesiger Fehler.” - Das ist eine enorm große Untertreibung!

Gabriele Klein / 27.04.2024

Ist wie bei F. Kafka auch: Man ist grundsätzlich schuldig, jedoch nicht wegen der einstigen Erbsünde sondern wegen der EU, Vorschriften   D.h. ein jeder, (außer in strafrechtlicher Hinsicht immun scheinender Politiker)  scheint von vornherein mit einem Bein im Knast zu stehn, auch wenn man es nicht weiß u. auch nicht wissen kann, denn ein Leben dürfte nicht ausreichen sich mit den Vorschriften der EU vertraut zu machen.  Es zeigt mir erneut, man braucht gar nicht groß irgendwelche philosophischen Probleme in Kafka hinein zu interpretieren, er schrieb als Rechtsgelehrter in Bezug auf Bürokratien nur das auf was “ist”  und was die letzten Konsequenzen einer Bürokratie sind: nämlich die totale Verantwortungslosigkeit für eine im Größenwahn verursachte Schuld für die keiner zeichnet. Wer es letztlich war bleibt das best gehütete Geheimnis der modernen Gralshüter, egal ob UN , WHO oder EU. Dazu passt:  “SMS drohen Ursula von der Leyen gefährlich zu werden 02.01.2024, Berliner Morgenpost.” Nun, das SMS gefährlich werden könnten glaub ich nicht, nachdem sie sich bereits i.d. Vergangenheit nachhaltig für Geheimhaltungen aller Art bewährt haben.

Gabriele Klein / 27.04.2024

Das mit der EU war ein riesiger Fehler. Ne, das mit dem Wiedervereinigten Deutschland ganz vorne in der EU scheint mir das Hauptproblem sowohl für die EU als auch für Deutschland das via EU am Meisten Hiebe abzubekommen scheint, vor allem jene, die man als Regierung gerne verteilt aber nicht verantworten will. Ich meine diese Taktik wurde auch in der DDR so praktiziert, wenn ich mich recht an gewisse Kommentare ehemaliger “Ossis” entsinne auf Achgut, welchen ich entnahm dass man “Unbeliebtes” nicht direkt verantwortete sondern gern über Dritte höhere Instanzen in Empfang nahm. Typisches Beispiel f. diese Taktik scheint mir der Migrationspakt der wie ausm Nichts uns namenlos über die UN ereilte. “Tatsächlich hatte die Bundesregierung offenbar von Anfang an die Federführung hinter den Kulissen der Paktschließung.”  siehe Wolfram Weimer in “Louise Arbours UN-Migrationspakt ist keine harmlose Verlautbarung The European 20.11. 2018 oder auch auf Achgut 21.11.2018

Klara Altmann / 27.04.2024

Ich kenne auch mindestens einen Selbständigen, der wegen der extremen EU-Normen - in diesem Fall im Datenschutz - aufgegeben hat. Ein Fehler kann hier weitreichende Folgen haben und ist strafrechtlich relevant. Große Firmen leisten sich eigene Abteilungen, die sich mit all diesen Normen auseinandersetzen, kleine Selbständige leben in ständiger Gefahr oder sie machen irgendwann zu. Ein solcher Krieg gegen die eigene Wirtschaft und gegen innovative Geister, kein Land und keine EU kann sich solches leisten. Ist ihnen aber egal wie sonst auch, die Folgen ihres Handelns ist den EU-Bürokraten völlig irrelevant, da sie keinerlei Rückkopplung zu ihnen haben. Eines Tages schlief ich ein und erwachte in einem von Kafkas Alpträumen - dem heutigen Deutschland in der heutigen EU.

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