Nathan Gelbart
So sehr sich Israelfreunde und die Fans des FC Ingolstadt zu Recht über das skandalöse Vorgehen der Polizei beim Zweitligaspiel in der “Alten Försterei” ärgern: die eigentlichen Leidtragenden der polizeilichen Anordnung, die mitgebrachte Israel-Flagge Ingolstädter Fans aufgrund “der grossen palästinensischen Gemeinde in Berlin” wieder einzurollen, sind die Palästinenser selbst.
So werden diese durch die Berliner Polizei offenbar kollektiv als menschenfressende Monster klassifiziert, die sich sofort mit Macheten und Handgranaten auf alles und jeden stürzen, der mit Davidsternen hantiert, ihm sofort orangene Overalls überziehen und vor laufender Kamera einen Kopf kürzer machen.
Mit derselben irren Konsequenz könnte man verlangen, aufgrund der grossen türkischen Gemeinde in Berlin Ehrenmorde zu legalisieren und aus Respekt vor der albanischen Gemeinde den Trickdiebstahl in der Stadt zuzulassen. Auch könnte man wegen der grossen preussischen Gemeinde in Berlin das Schwenken von Bayern-Fahnen untersagen.
Nein, es war kein dummer Streich eines unterbelichteten Polizeioberrates der Direktion 6. So viel Blödheit passt in ein so kleines Menschenhirn nun auch wieder nicht hinein. Reflektiert man das Verhalten der Berliner Polizei in der jüngsten Vergangenheit in Bezug auf Israel-Flaggen, seien sie auf Hausdächern im Prenzlauer Berg oder als Gegenmeinung auf anti-israelischen Demonstrationen in Charlottenburg vorzufinden, so drängt sich zwangsläufig ein bestimmter Eindruck auf:
Die Berliner Polizei befürchtet nicht etwa Provokationen Dritter durch das Zeigen der Israel-Flagge; es ist die Berliner Polizei, die sich hierdurch offenbar provoziert fühlt.